Allein die Schrift

Allein die Schrift

 

Eine der nicht verhandelbaren Grundsätze des orthodoxen Christentums war immer die Lehre über die vollendete Offenbarung der Schrift. Unter vollendeter Offenbarung verstehen wir, dass die Bibel (die 66 Bücher der Bibel) die vollständige und letztgültige Offenbarung Gottes an den Menschen darstellt. Nichts kann der Schrift hinzugefügt werden, nichts kann von der Schrift weggenommen werden, und nichts kann über oder an die Seite der Schrift gestellt werden (was ihre Autorität oder Priorität angeht). Die Bibel steht für sich alleine, sie ist vollständig und ist der letztgültige Maßstab, an dem jede Lehre, jede Aussage, jedes Bekenntnis oder jede Offenbarung gemessen wird.

Über die Jahrhunderte hat es Gruppierungen gegeben, die von diesem Prinzip der vollendeten Offenbarung der Schrift abgewichen sind. Vor allem die Römische Kirche betrachtet die Apokryphen, das katholische Lehramt, das Kanonische Gesetz, die ex cathedra-Lehren des Papstes [Unfehlbarkeit des Papstes] und eine Reihe anderer Dinge als gleichwertig oder sogar höher als die Schrift.

Eine Gemeinsamkeit, die die meisten Sekten aufweisen, ist, dass sie alle ihre eigenen Bücher, Prophetien und Lehren haben, die der Bibel gleichgestellt sind oder der Bibel als überlegen angesehen werden.

Einige Kirchen aus der Geschichte betrachten ihre Traditionen, Bekenntnisse und Konzilsbeschlüsse als der Bibel gleichwertig. Viele glauben den Lehren verstorbener Gelehrter mehr als Gottes Wort.

Die meisten (nicht alle) Charismatiker und Pfingstler stellen Prophetie, Visionen, Offenbarungen, Erfahrungen und die Lehren besonders begabter Führer (oft als Apostel oder Propheten bezeichnet) über die Bibel.

Hierbei handelt es sich um ein altes Problem, aber seit kurzem hat dies eine neue Ebene erreicht. Viele Evangelikale, die zuvor an der vollständigen Offenbarung, der Irrtumslosigkeit und Allgenügsamkeit der Schrift festhielten, wenden sich von dieser Wahrheit ab. Andere, die zuvor behauptet hätten, auf keinen Fall etwas der Schrift hinzuzufügen, verteidigen jetzt offen und freimütig ihren Schritt, über die Schrift hinauszugehen. Ich zitiere zwei Beispiele:

  1. Peter Wagner ist der „große Apostel“ und „Gründer“ der Neuen Apostolischen Reformation (New Apostolic Reformation – NAR), die mittlerweile fast alle Charismatiker und Pfingstler erreicht hat und sogar einen großen Teil der Evangelikalen. Laut Wagner „… ist die NAR das größte nicht-katholische Segment des Christentums in der Welt. Sie ist auch das am schnellsten wachsende Segment, das einzige Segment des Christentums, dass derzeit schneller als die Weltbevölkerung wächst…“1

Wagner repräsentiert folglich einen großen Teil des modernen Christentums und brachte kürzlich offen zum Ausdruck, dass die NAR die vollständige Offenbarung der Schrift ablehnt: „Einige wenden ein, dass Gott nicht direkt mit uns kommuniziert; sie nehmen an, dass alles, was Gott offenbaren wollte, in der Bibel zu finden sei. Dies entspricht jedoch nicht der Wahrheit… Gott offenbart den Propheten neue Dinge…“ Er fährt fort und führt aus, dass er nicht glaubt, dass die Bibel mit ihren 66 Büchern eine abgeschlossene Offenbarung ist. Für Wagner sind die neuen Offenbarungen der Propheten der NAR zusätzliche Offenbarungen über das hinaus, was in der Bibel geschrieben steht.2

Tom Horn ist einer der Autoren und Lehrer, der die Gemeinde mit seinen wilden Spekulationen über mutierende Lebensformen im Alten Testament, außerirdische Besucher und Entführungen sowie allen möglichen fantastischen wissenschaftlichen Fiktionen, die er als neue christliche Offenbarungen verkauft, im Sturm erobert hat (dies klingt alles sehr nach Scientology). Über seine eigenen wilden Phantasien und die Verdrehung der Schrift hinaus stützt Horn viele seiner Lehren auf die Apokryphen und die Astrologie. Er ist fest davon überzeugt, außerbiblische Quellen nutzen zu dürfen, und es gibt viele Evangelikale, die mit ihm übereinstimmen. Viele evangelikale Pastoren und Leiter unterstützen ihn.

Dies sind zwei von Dutzenden, wenn nicht Hunderten, von Beispielen „christlicher“ Leiter, die die Wahrheit verwerfen, dass die Bibel eine vollständige und endgültige Offenbarung ist.

Offenbart Gott nun neue Wahrheiten, die seinen heiligen Knechten, getrieben vom Heiligen Geist, zuvor nicht geoffenbart wurden, um die Schrift hervorzubringen (2Petr 1,21)? Nun, wir müssen die Schrift daraufhin untersuchen.

Hebräer 1,1-2 sagt: „Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Ihn hat er eingesetzt zum Erben von allem, durch ihn hat er auch die Welten geschaffen.“ Diese Verse beleuchten drei Aspekte des göttlichen Redens: Die Personen, durch die Gott spricht, die Methode, die Gott verwendet, um zum Menschen zu sprechen und den Zeitpunkt, als Gott sprach.

Gott sprach zu den Vätern im Alten Testament durch die Propheten, die als Mundstück Gottes dienten. Aber der Text sagt klar, dass sich dies geändert hat. Gott spricht nicht länger durch die Propheten, sondern durch seinen Sohn. Ja, Gott gebraucht noch immer Menschen, um sein Wort auszulegen und um zu seinem Volk zu reden, aber alles, was Menschen sagen können und sollten, ist das, was Gott bereits gesagt hat. Aus diesem Grunde geht Paulus eingehend auf die Beweise ein, dass alles, was er geschrieben hat, die Dinge sind, die Jesus Christus ihm aufgetragen hatte niederzuschreiben (Gal 1,12; Kor 11,23; 1Kor 15,3; usw.). Johannes tut das Gleiche in 1Johannes 1,1-5, Offenbarung 1,1-2, usw. Und auch Petrus tut desgleichen in 2Petr 1,16ff. Diejenigen, die behaupten, dass Gott noch heute Propheten wie im Alten Testament gebraucht, geben sich offensichtlich nicht damit zufrieden, dass Gott ein für allemal durch seinen Sohn geredet hat (im Neuen Testament); sie wollen zum Alten Testament zurückkehren, als Gott durch die Propheten sprach.

Der Hebräerbrief verkündet nicht nur, dass Gott nicht mehr durch Menschen spricht, sondern durch Gottes Sohn, sondern er zeigt auch auf, dass die Art und Weise (Methode), wie Gott spricht, sich verändert hat. Er sagt, dass Gott im Alten Testament auf verschiedene Weisen gesprochen hat. Er sprach durch Donner und Blitz, einen Esel, Visionen, Träume, Propheten, Zeichen, Symbole, Engel usw. Er schrieb sogar auf steinerne Tafeln und auf eine Wand. Aber nun hat er alle diese unterschiedlichen Methoden auf eine einzige Methode reduziert: Seinen Sohn. Bitte beachten Sie, dies ist nicht meine Meinung, sondern klar und offenkundig ist dies, was der Text lehrt. Wiederum, darauf zu bestehen, dass Gott heute noch durch die Methoden des Alten Testaments spricht, bedeutet, den Herrn Jesus Christus zu verwerfen.

Drittens, der Text spricht über den Zeitpunkt. Er sagt, dass Gott in vergangenen Zeiten vielfältig geredet hat. Vielfältig bezieht sich auf die Tatsache, dass keiner der alttestamentlichen Propheten eine volle Offenbarung empfangen hat. Jeder empfing einen Teil der vollkommenen Offenbarung und Gott sprach sporadisch. Manchmal gab es eine Reihe von Propheten, die zur gleichen Zeit sprachen, und zu anderen Zeiten schwieg Gott über einen langen Zeitraum. Aber dies steht im Gegensatz zu dem, was durch Jesus Christus gesprochen wurde und zu der Tatsache, dass wir in Christus die vollkommene und letztgültige Offenbarung von Gottes Botschaft an den Menschen haben. Der Text macht einen klaren Gegensatz deutlich zwischen einer unvollkommenen und sporadischen Offenbarung und einer vollkommenen und endgültigen Offenbarung, die ein für allemal gegeben wurde.

Nun wollen wir einen Blick auf die Grammatik richten. Im Griechischen stehen die Worte „Gott hat gesprochen“ im Aorist Indikativ. Der Aorist zeigt eine abgeschlossene, einmalige Handlung an. Der Vers ist korrekt übersetzt mit der Vergangenheitsform. Gott redet nicht mehr, ER HAT GEREDET. Er hat sein Reden zu den Menschen abgeschlossen und fährt nicht damit fort – er hat gesprochen.

Die Annahme, dass Gott weiterhin spricht und neue Offenbarungen schenkt, ist ein klarer Widerspruch zu Hebräer 1,1-2. Ja, wir sprechen davon, dass Gott durch die Predigt oder eine Erfahrung im Heiligen Geist weiterhin zu den Menschen spricht. Wenn wir darunter verstehen, dass er uns an das erinnert, was durch Jesus Christus gesagt worden ist, stimmt das. Wenn wir aber sagen, Gott schenkt uns neue Offenbarungen, die nicht in den 66 Büchern der Bibel niedergeschrieben wurden, irren wir und hören eine andere Stimme als die Stimme Gottes.

Im letzten Artikel begannen wir, die Grundlage der Schrift zu untersuchen, warum wir uns ausschließlich auf die Bibel stützen und keine außerbiblischen „Offenbarungen“ akzeptieren, die der Bibel gleichgestellt sind oder sogar über die Bibel gestellt werden. Dies ist eine Sichtweise, die immer seltener wird, weil immer mehr Christen und ihre Leiter sich von der Schrift wegbewegen hin zu außerbiblischen Quellen und Offenbarungen. Hebräer 1,1-2 sagt ausdrücklich, dass Gott durch seinen Sohn gesprochen hat und sein Reden damit zu einem Ende gekommen ist – alles, was wir wissen müssen, ist in und durch den Herrn Jesus Christus geoffenbart worden.

Der Judasbrief, der nur aus einem Kapitel besteht, wurde besonders aus dem Grund geschrieben, um vor falschen Lehrern, Propheten und Aposteln zu warnen. In Vers 3 heißt es: „Geliebte, da es mir ein großes Anliegen ist, euch von dem gemeinsamen Heil zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit der Ermahnung zu schreiben, dass ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für allemal überliefert worden ist.“

Die Worte „den Glauben“ beziehen sich nicht auf Glauben in dem Sinne, dass man Gott vertraut. Sie beziehen sich auf die Lehre des Glaubens, die das Christentum ausmacht. Beachten Sie, dass wir für „den Glauben“ kämpfen sollen, nicht nur für „Glauben“. Der Unterschied zwischen „Glaube“ und „den Glauben“ wird sehr deutlich im Falle von Prince Charles, der sagte, dass er im Falle, dass er König würde, den Titel verändern würde, den die Könige Englands seit Jahrhunderten tragen. Anstatt ein „Verteidiger des [christlichen] Glaubens“ (Defender of the Faith) würde er zu einem „Verteidiger von  Glauben“ (Defender of Faith – jeglichem Glauben, d.i., aller Religionen] werden.1 Wenn die Bibel den bestimmten Artikel „der“ vor dem Wort „Glauben“ verwendet, bezieht sich das Wort, auf das, was man glaubt – das Evangelium im Gegensatz zum Glauben im Allgemeinen. (siehe auch Gal 1,23; Eph 4,13; Kol 1,23; usw.)

Der Judasbrief wurde spätestens 90 n. Chr. geschrieben, und in jener Zeit bestand bereits eine Sammlung von Lehren, die das Evangelium ausmachten. Aber Judas wird noch deutlicher in den Worten, die folgen.

Der Glaube“, sagt Judas, „wurde den Heiligen ein für allemal überliefert.“ Die Worte „ein für allemal“ stehen für ein griechisches Wort, das ausschließlich in einem endgültigen und letztgültigen Sinne zu verstehen ist. Dies ist das gleiche Wort, das in Hebräer 9,26 benutzt wird, wo der Schreiber betont, dass das Werk Christi endgültig und vollkommen ist: „denn sonst hätte er ja oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an. Nun aber ist er einmal offenbar geworden in der Vollendung der Weltzeiten zur Aufhebung der Sünde durch das Opfer seiner selbst.“

Folglich will Judas sagen, dass der Glaube [die Glaubenslehre] ein für allemal überliefert ist. Dieser Vorgang ist abgeschlossen, endgültig und letztgültig vollzogen. Folgt man der Definition des Judasbriefes, sind alle diejenigen Irrlehrer, die behaupten, Gott schenke progressive Offenbarungen noch heute oder es gäbe Offenbarungen über die apostolischen Schriften hinaus. Gegen solche falschen Prediger müssen wir den Glauben verteidigen.

[Offensichtlich gibt es viele Informationen, die uns nach Gottes Willen vorenthalten wurden. Der Grund hierfür ist einfach; wir müssen nicht alles wissen. Aber alles, was wir wissen müssen, wurde geoffenbart, nicht nur für unser Heil, sondern auch für unseren täglichen Wandel, nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Vergangenheit und die Zukunft. „Da seine göttliche Kraft uns alles geschenkt hat, was zum Leben und [zum Wandel in] Gottesfurcht dient, durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch [seine] Herrlichkeit und Tugend“ (2Petr 1,3).]

Paulus drückt dies so aus: „Denn ich habe nichts verschwiegen, sondern habe euch den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt“ (Apg 20,27). „So steht denn nun fest, ihr Brüder, und haltet fest an den Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch ein Wort oder durch einen Brief von uns“ (2Thess 2,15). „Ich ermahne euch aber, ihr Brüder: Gebt Acht auf die, welche Trennungen und Ärgernisse bewirken

im Widerspruch zu der Lehre, die ihr gelernt habt, und meidet sie!“ (Rö 16,17). Halte dich an das Muster der gesunden Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus ist!“ (2Tim 1,13).

Die Liste der Verse, in welchen Paulus uns ermahnt, nicht von den Dingen abzuweichen, die er gelehrt hat, ist ein klarer Beweis dafür, dass er glaubte, alles empfangen zu haben, was wir wissen müssen und was er an andere weitergab. Wenn Paulus noch überzeugt gewesen wäre, dass wir neue Offenbarungen anstreben sollten, dann hätte er es zumindest einmal gesagt. Warum haben wir so viele Schriftstellen, die uns sagen, dass die Lehre und die Offenbarung Gottes vollständig sind und dass wir nichts anderem folgen sollen? Und warum gibt es nicht einen einzigen Vers, der darüber spricht, neue Offenbarungen zu suchen? Offenkundig war die Offenbarung, die Paulus und die anderen Apostel empfangen hatten, die vollkommene und letztgültige Offenbarung Jesu Christi.

Tatsächlich ist sich Paulus so sicher, dass seine Lehre endgültig und umfassend ist, dass er zu einer extremen Sprache und Wiederholungen greift und jeden verflucht, der eine andere Botschaft überbringt: „Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen

würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht! Wie wir es zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium verkündigt als das, welches ihr empfangen habt, der sei verflucht!“ (Gal 1,8-9). Bitte beachten Sie, dass Paulus sagt, dass sogar er selbst (oder ein Engel), der mit einer anderen Botschaft käme, anathema, verflucht, sei. Selbst Paulus setzte sich selbst Grenzen, was die Lehre anging, wie sie damals feststand, und er verwarf die Möglichkeit, dass selbst er weitere Offenbarungen empfangen konnte!

Warum treten Personen auf, die geringer sind als Paulus, mit allen möglichen neuen Offenbarungen und Einsichten jeglicher Art von außerbiblischen Offenbarungen? Warum glauben Millionen von Christen diesen Botschaften, die derartige Personen von sich geben? Und warum wird von diesen falschen Propheten gesagt, dass sie gesegnet seien, obgleich Paulus sagt, dass sie verflucht sind? Die einzige Erklärung kann sein, dass Christen und Gemeinden so weit von der Wahrheit abgeirrt sind, dass das Böse gut und das Gute böse geworden ist (Jes 5,20).

„Geht in eurem Denken nicht über das hinaus, was geschrieben steht.“ 1Korinther 4,6

Der Schrift etwas hinzuzufügen ist ein sehr altes Problem religiöser Leute. Die Rabbiner hatten eine besondere Neigung, dem Wort Gottes viele Bücher, Sprüche und Traditionen hinzuzufügen. Dies war zu einem solchen Problem geworden, dass Jesus sagte: „Und so habt ihr das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen aufgehoben. Vergeblich aber verehren sie mich, weil sie Lehren vortragen, die Menschengebote sind“ (Mt 15,6; 15,9). Trotz all ihres Wissens hatten sie vergessen, dass das klare Gebot „Und ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon wegnehmen“ (5Mo 4,2; dieses Gebot wird in 5Mo 12,32; Spr 30,6 und Offb 22,18-19 wiederholt).

Anstatt aus den Fehlern der Juden zu lernen, setzte die Kirche diesen Trend, dem Wort Gottes etwas hinzuzufügen, fort. Diese Hinzufügungen sind die Traditionen, Kirchenkonzile, Glaubensbekenntnisse, apokryphen Bücher usw. Dies war so schlimm geworden, dass der Glaube und das Handeln der großen Kirchen zur Zeit der Reformation fast aller Wahrheit entleert waren.

Man könnte annehmen, dass Pfingstler und Evangelikale aus den Fehlern des Judaismus, der katholischen Kirche sowie der Kirche des Ostens gelernt haben. Aber dies ist nicht der Fall; stattdessen haben sie in den letzten vierzig Jahren dem Glauben einen immer größer werdenden Unrat hinzugefügt. Dieser Trend ist in den letzten Jahren ausgeufert, so dass selbst diejenigen, die noch als Personen mit Unterscheidungsvermögen betrachtet wurden, heute an die erstaunlichsten Fantasien, Fabeln und Erdichtungen glauben.

 

Wie oben erwähnt, gebietet die Schrift, dass man ihr nichts hinzufügen darf. Dieses Gebot wird zu Beginn (5Mose), in der Mitte (Sprüche) und am Ende der Schrift (Offenbarung) wiederholt. Es ist interessant, dass es auch in allen wichtigen biblischen Gattungen (Gesetz, poetische Bücher, Propheten, Briefe) wiederholt wird. Es ist stets ein feierliches Gebot, das von einem Fluch begleitet wird.

Gott sprach durch Mose, Jesus und Paulus einen ernsthaften Fluch aus über alle, die der Schrift etwas hinzufügen sollten. Gott warnt Israel, dass diejenigen, die der Schrift etwas hinzutun, vertilgt werden (5Mo 4,3), und dass die geistlichen Führer, die sagten, was Gott nicht sagte, getötet werden sollten (5Mo 13,5). Aber diese Flüche und Warnungen sind nicht auf das Alte Testament beschränkt.

Im Neuen Testament gibt es nicht viele Flüche, aber zwei der bekanntesten ähneln sich in erstaunlicher Weise.

„Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht! Wie wir es zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium verkündigt als das, welches ihr empfangen habt, der sei verflucht!“ (Galater 1,8-9). Und ja, Paulus meinte damit die „christlichen“ Lehrer, die der Gnade etwas hinzufügten, nicht aus heidnischen Quellen, sondern aus dem Alten Testament – diese Dinge hatte das Alte Testament hinter sich gelassen! Diejenigen, die in unseren Tagen aus heidnischen Quellen und Lehren von Dämonen der Schrift etwas hinzufügen, sind in doppelter Weise verflucht.

Ich weiß nicht, ob Sie jemals das Buch der Offenbarung studiert haben, aber es enthält die schrecklichsten Flüche, die weit über diejenigen des Alten Testaments hinausgehen. Lesen Sie nur einmal die Kapitel 6, 8, 9 und 16. Der verherrlichte Herr Jesus Christus selbst sagt, dass alle Flüche des Buches der Offenbarung über diejenigen kommen, die der Schrift etwas hinzufügen (Offb 22,18-19; obgleich sich diese Verse auf das Buch der Offenbarung beziehen, kann man sie aufgrund ähnlicher Schriftstellen an anderen Stellen der Bibel auch auf die gesamte Heilige Schrift beziehen).

Der Anspruch von Leuten, die sich als etwas Besonderes betrachten, Offenbarungen zu empfangen, die weder Gott oder sein Sohn noch die Apostel vermittelten, ist auf Arroganz gegründet. Sie zeigen ebenso viel Respektlosigkeit und einen Mangel an Gottesfurcht wie Atheisten, und sie stehen eindeutig unter dem direkten Gericht Gottes. Wenn Peter Wagner und mit ihm viele moderne „Christen“ behaupten, dass der Schriftkanon nicht abgeschlossen ist, entehren und widersprechen sie offen dem Gott, den sie angeblich repräsentieren. Und wenn Tom Horn und Seinesgleichen ihre Inspiration auf die Grundlage von Science Fiction, griechischer Mythologie und anderen finsteren Wissenschaften stellen, fordern sie zweifelsohne Gottes Zorn heraus.

Wenn wir der Schrift unsere eigenen Träume, Traditionen und Vorstellungen hinzufügen, nennen wir Paulus im Grunde einen Lügner, weil er sagte: „Denn ich habe nichts verschwiegen, sondern habe euch den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt“ (Apg 20,27).

Wenn Menschen der Schrift ihre eigenen Vorstellungen hinzufügen, überrascht es nicht, dass viele dieser Träumer sich dem Paulus oder anderen Aposteln überlegen fühlen. Was jedoch so überrascht, ist, dass so viele Menschen den Unrat dieser falschen Propheten und Lehrer annehmen. Es scheint, als ob es nicht länger wichtig ist, dass diese falschen Propheten und Lehrer der Schrift klar widersprechen, was darauf zurückzuführen ist, dass ihre Anhänger die Bibel nicht mehr kennen und folglich offen für Verführung sind.

Die Menschen werden überdies von diesen Lehren verführt, weil sie Personen auf eine Ebene gehoben haben, wo ihr Wort dem Wort Gottes gleich geworden ist. Nicht länger beansprucht nur der Papst die Unfehlbarkeit, sondern viele Prediger und Autoren sind treu in die Fußstapfen des Papstes getreten, den sie ablehnen, weil er aus ihrer Sicht der Schrift widerspricht.

Natürlich verhält es sich so, wenn die Träume und „Worte“ der Propheten der letzten Tage der Schrift widersprechen, dann liegt entweder der Prophet falsch oder die Bibel. Können Sie sich die Arroganz eines Menschen vorstellen, der erklärt, dass die Bibel fehlerhaft ist, da er neue „Offenbarungen“ über die „Wahrheit“ empfangen hat?

Viele dieser Irrtümer und Irrlehren sind so irrational und entfernt von aller Wahrheit, dass eine rationale und biblische Antwort nahezu unmöglich wird. Gläubige fühlen sich diesen Persönlichkeiten und dem Umfang ihres Geschwätzes unterlegen, und sie haben den Eindruck, dass sie nicht in der Lage sind, mit jemandem zu diskutieren, der von sich behauptet, persönliche Offenbarungen aus dem Himmel empfangen zu haben. Aber es gibt eine Frage, der sich jeder Gläubige und jeder Prediger stellen muss: „Wo steht es geschrieben?“ Der Neubekehrte kann und sollte diese Frage stellen sowie jeder, der behauptet, im Namen des Herrn zu sprechen. Wenn jemand Ihnen das nächste Mal etwas erzählt, das Ihnen seltsam vorkommt, fragen Sie ihn einfach nach einer Belegstelle in der Bibel. Wenn er seinen Punkt nicht beweisen kann aufgrund klarer und unzweideutiger Schriftstellen, verwerfen Sie seine Lehre, ganz gleich wie wunderbar sie klingen mag. Lehrer, die auf die komplexe Grammatik des Griechischen und Hebräischen zurückgreifen, auf Quellen außerhalb der 66 Bücher der Bibel, oder die Bibelverse aus dem Zusammenhang reißen und die Schrift allegorisieren, sind Irrlehrer – so einfach ist das.

1Thessalonicher 5,20-21 sagt: „Weissagung verachtet nicht. Prüft alle Dinge, haltet fest am Guten.“ Prüfen Sie alles anhand von Gottes Wort – dies ist der einzige Maßstab. Gott verändert sein Wort nicht und die Bibel enthält alles, was Sie wissen müssen. Wenn das Wort Gottes eine Lehre nicht untermauert, dann verwerfen Sie diese Lehre, ganz gleich wie gut sie klingt oder wie viele Wunder oder Beweise ein Redner vorträgt, die beweisen sollen, dass er für Gott spricht.

„…ihn, dessen Kommen aufgrund der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder und aller Verführung der Ungerechtigkeit bei denen, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können.“ 2Thessalonicher 2,9-10

 

Translation from English by Georg Walter

 

Quelle: Anton Bosch, Only Scripture 1 – 3.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anmerkungen

 

1URL: http://www.telegraph.co.uk/news/uknews/theroyalfamily/3454271/Prince-Charles-to-be-known-as-Defender-of-Faith.html. Nach einem öffentlichen Aufschrei musste Prince Charles seine Pläne zurücknehmen. Eigentlich wollte er den Titel “Defender of Faiths” annehmen – Faiths im Plural steht für den Pluralismus aller Religionen. Prince Charles wäre somit ein Verteidiger jeglicher Glaubensrichtung geworden.

 

2 „Das aber, meine Brüder, habe ich auf mich und Apollos bezogen um euretwillen, damit ihr an uns lernt, in eurem Denken nicht über das hinauszugehen, was geschrieben steht“ (1Kor 4,6). Über die Schrift hinauszugehen, ist ein sehr altes Problem. Die Rabbiner neigten im Besonderen dazu, viele Bücher, Aussprüche und Traditionen dem Wort Gottes hinzuzufügen (Mt 15,6-9). Trotz all ihres Wissens hatten sie vergessen, dass im Gesetz geschrieben steht: „Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des HERRN, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete“ (5Mo 4,2; siehe auch: Spr 30,6; Offb 22,18-19). Statt aus den Fehlern der Juden zu lernen, setzte die Gemeinde den Trend fort, dem Wort Gottes Dinge hinzuzufügen. Diese Hinzufügungen werden zu Traditionen, Konzilsbeschlüssen, Bekenntnissen, Apokryphen, usw. Dies wurde derart schlimm, dass die Katholische Kirche zur Zeit der Reformation glaubte und praktizierte, was absolut nicht mehr der Wahrheit entsprach. Man sollte annehmen, dass Pfingstler und Evangelikale aus den Fehlern des Judaismus, der Katholischen und der Orthodoxen Kirche lernen. Aber sie haben nichts gelernt, und sie haben in den letzten vierzig Jahren dem christlichen Glauben einen großen Anteil an Unsinn hinzugefügt. In den letzten Jahren ist diesbezüglich ein enormer Trend zu verzeichnen, so dass selbst diejenigen, die in der Vergangenheit als solche betrachtet wurden, die über Unterscheidungsvermögen verfügen, heute die erstaunlichsten Phantastereien, Fabeln und Erdichtungen glauben. Wie oben erwähnt, gebietet die Schrift, dem Wort Gottes nichts hinzuzufügen. Dieses Gebot wird am Anfang (5Mose), in der Mitte (Sprüche) und am Ende (Offenbarung) der Bibel wiederholt. Es ist interessant, dass dieses Gebot sich in allen Gattungen der Schrift befindet (Gesetz, Propheten, Weisheitsliteratur, Briefe).